Industrieclub besucht Domglocken

Der Herbst 2019 verlief für den noch jungen Förderverein Magdeburger Domglocken e. V., seinen Vorsitzenden Andreas Schumann MdL und den gesamten Vorstand ebenso bewegt wie erfolgreich. Bereits am 30. September kehrte die reparierte DOMINICA, die Sonntagsglocke, von der Firma Lachenmeyer im schwäbischen Nördlingen zurück an die Elbe. Sowohl der finanzielle, als auch der zeitliche Rahmen wurden erfreulicherweise eingehalten und die DOMINICA konnte wenige Tage später der Domgemeinde zu deren großer Freude präsentiert werden. Damit hat der Förderverein den ersten und kleinsten von drei Projektschritten bereits rund eineinhalb Jahre nach seiner Gründung erfolgreich absolviert. Nun stehen die Ergänzung des Geläutes im Nordturm sowie die Errichtung eines Glockenstuhls einschließlich der Anschaffung der Glocken im Südturm als herausfordernde Aufgaben bevor.
Hierzu benötigt es starke Partner und bürgerschaftliches Engagement. Vor diesem Hintergrund war es besonders ermutigend, dass am 15. Oktober der gesellschaftlich sehr engagierte Industrieklub Magdeburg e. V. seine Versammlung mit rund 60 Mitgliedern beim Förderverein abhielt. Zunächst ging es unter der kundigen Führung von Turmführer Alexander Chartschenko in den Glockenstuhl des Nordturms. Anschließend konnte die zurückgekehrte DOMINICA im nördlichen Seitenschiff besichtigt werden. Dort steht sie bis auf weiteres, um für die Anliegen des Fördervereins zu werben.
Danach ging es ins benachbarte Magdeburger Dommuseum, wo man sich unter der Leitung von Rainer Kuhn über die ottonischen Fundstücke und ihre vielschichtige europäische Einordnung informierte. Abschließend gab es beim Imbiss im Café Editha noch die Gelegenheit, sich zu stärken und die zahlreichen Eindrücke aus den beiden Führungen auszutauschen. Es war eine rundum gelungene Veranstaltung, zu der auch die Vorstandmitglieder Ankristin Wegener, Monika Schwabe, Martin Groß, Marc Melzer und Johannes Sattler in Vorbereitung und Ausführung maßgeblich beitrugen.

Rainer Kuhn
Vorstandsmitglied
Domglocken Magdeburg e.V.

Rainer Kuhn erläutert im Magdeburger Dommuseum in einer der Kammern, in denen besondere Lichtverhältnisse herrschen, die Funde aus dem Grab von Königin Editha.

Die Mitglieder des Industrieklubs Magdeburg sind fasziniert von den Funden aus dem Grab des Erzbischofs Wichmann, welches 2009/2010 bei den großen Forschungsgrabungen im Dom entdeckt und dokumentiert wurde.

Das gemauerte Grab aus dem 10. Jahrhundert, gefunden 2001 im Bereich der früheren Nordkirche am Domplatz, zieht die Mitglieder des Industrieklubs Magdeburg in seinem Bann.

Öffentliche Präsentation der reparierten DOMINICA

Der 5. Oktober hielt ein ganz besonderes Ereignis für unseren Verein bereit. An diesem Tag konnten wir die reparierte DOMINICA einem breiten Publikum im Dom präsentieren und damit den ersten Schritt der Domgeläutesanierung erfolgreich abschließen. Der Vorstand hatte Einladungen an alle Vereinsmitglieder und einige Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens in Magdeburg verschicken lassen und ein Programmheft gestaltet, das jeder Besucher erhielt. Die Magdeburger Dombläser gaben den musikalischen Rahmen, der mit Ansprachen und Grußworten gefüllt wurde.

Es wurden die letzten Verse aus Schillers „Das Lied von der Glocke“ vom Vereinsmitglied, Herrn Klose vorgetragen.

Der Vorsitzende des Gemeinde-Kirchenrates, Stephen Gerhard Stehli, und Martin Groß als Vertreter des Vereinsvorstandes enthüllten die Glocke, die nun in ihrer ganzen bronzenen Pracht zu sehen war.

Aber das Publikum sollte sie auch zu hören bekommen. Bei dem Choral „Nun bitten wir den Heiligen Geist“ gab die DOMINICA den Takt an. Dann führte uns Christoph Schulz, der Glockensachverständige der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland die klanglichen Eigenschaften unserer Sonntagsglocke „vor Ohren“, in dem er die bereits in Nördlingen in der Glockenschweißwerkstadt Lachenmayer erfolgte Glockenprüfung noch einmal simulierte. Auch der über zwei Minuten währende Nachhall der Glocke wurde demonstriert.

Nach den Worten „…Friede sei ihr erst Geläute“ aus Schillers Gedicht und dem Musikalischen Ausklang durch die Dombläser konnte das Publikum die Glocke aus der Nähe betrachten oder auch einem Vortrag über „Die Glockenzier der DOMINICA“ lauschen, den Vorstandsmitglied Martin Groß hielt. Dazu konnte man Sekt und Knabberei genießen und diesen schönen Tag ausklingen lassen.

Foto: Ivar Lüthe (Volksstimme Magdeburg)

Foto: Martin Groß

Foto: Ivar Lüthe (Volksstimme Magdeburg)

Foto: Ivar Lüthe (Volksstimme Magdeburg)

Die Rückkehr der DOMINICA

Am 30. September war es endlich soweit; die DOMINICA, die vor vier Monaten in einer spektakulären Aktion aus dem Nordturm gehoben worden war, kehrte nach erfolgreicher Reparatur (siehe Bericht vom 25.09.2019) in ihre „Heimat“ zurück. Der Transport kam pünktlich gegen Mittag vor dem Nordportal an, wo der Kran schon bereit stand. Bei sehr starkem Wind war das Abladen nicht ganz einfach, aber die Fachleute der Firma „Glockentechnik Schmidt“ aus Berlin und der Kranführer von „Brandt und Wangler“ aus Magdeburg meisterten die widrigen äußeren Gegebenheiten. Nicht einmal fünf Minuten dauerte es, bis die DOMINICA sicher auf dem mit Panzerrollen versehenen Dreibock aufsetzte. Jetzt ergriffen drei kräftige Männer die Deichselstangen und rollten die Glocke durch das Nordportal zu Ihrem Präsentationsplatz im Nordseitenschiff unseres Domes. Sogar einige Dombesucher legten mit Hand an. An dem Ort angekommen, wo sie solange zu sehen sein wird, bis der neue Glockenstuhl im Nordturm für den ersten Neuguss einer Domglocke und für die reparierte DOMINICA fertiggestellt ist. Jetzt wurde die Verhüllung aus weißem Tuch, die ein Vereinsmitglied genäht hatte, über die Glocke gezogen, damit sie bis zur feierlichen Präsentation den Augen der Öffentlichkeit noch entzogen war.

Glockenreparatur und Glockenprüfung in Nördlingen

Magdeburger DOMINICA – letztes Kunstwerk der Firma Lachenmeyer

Drei Generationen Glockenschweißen in Nördlingen gehen zu Ende

Am 25.09.2019 waren drei Mitglieder des Vereinsvorstandes des Domglocken Magdeburg e.V., sowie der Dipl.-Ing. Carsten Sußmann (Dombauleitung) aus Magdeburg in Nördlingen, um bei der Prüfung einer Glocke im Glockenschweißwerk Lachenmeyer dabei zu sein. Diese Glocke, die mittelalterliche Sonntagsglocke des Magdeburger Domes, DOMINICA, schwieg wegen multipler Schäden schon seit mehr als zehn Jahren. Der Domglocken Magdeburg e.V., dessen großes Ziel ein wirkliches Kathedralgeläut von 12 Glocken für die älteste und bedeutendste gotische Kathedrale Deutschlands ist, hatte sich die Reparatur der DOMINICA für das Jahr 2020, des 500. Jahrestages der Fertigstellung des Domes (Baubeginn 1209) zum Ziel gesetzt. In diese Planungen platzte die Nachricht, dass die Fa. Lachenmeyer zum Ende des Jahres 2019 ihren Betrieb einstellen wird, da geeignete Mitarbeiter fehlten. Nun war „Gefahr im Verzuge“!

v.l.n.r. Ch. Schulz, Th. Lachenmeyer, C. Sußmann, M. Groß, M, Schwabe, J. Sattler

Das Glockenschweißwerk Lachenmeyer ist die einzige Firma in Deutschland, die Glocken schweißen kann. Die Suche nach einer Firma im Ausland drohte. Eine Forcierung der Spendensammlung des Vereins ermöglichte nun doch noch eine Schweißung vor der Schließung des Werkes. Und so ist die DOMINICA aus Magdeburg die letzte große Bronzeglocke (2.362 kg) unter tausenden in den vergangenen 90 Jahren, die von „Lachenmeyer“ geschweißt wurde. Am 5. Juni war sie aus dem Turm gehoben und nach Nördlingen gebracht worden. Hier wurden die in der Glockengießerei von Peter Glasbrenner (Schwäbisch Hall) gegossenen fehlenden Kronenhenkel angeschweißt, das Hängeeisen für den Klöppel erneuert und diverse Fehlstellen und Schäden ausgebessert. Beim Betreten der Werkhalle strahlte die DOMINICA die Exkursionsteilnehmer regelrecht an und die strahlten zurück, sah man ihr doch ihre 444 Jahre nicht an.

Die Abnahme durch den Glockensachverständigen der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, Herrn Christoph Schulz, war für alle Anwesenden ein Ereignis. Hier wurde verdeutlicht, dass eine Glocke ein multitonales Instrument ist, das sich nicht nur auf den „Schlagton“, der fachlich korrekt ,Nominal’ heißt, reduzieren läßt. Herr Schulz demonstrierte durch Resonanzversuche auch die Oktave, die Terz, die Quinte und die Prime. Die Zuschauer erfuhren, dass jeder Glockenhalbton nochmals in 16 Teile unterteilt wird und der Klang der Glocke davon abhängt, ob die Intervalle der einzelnen Glockentöne einen größeren oder kleineren Abstand zueinander haben.

Der Glockengießer und auch der Glockenschweißer haben mit ihrer Kunst daran einen großen Anteil. Somit geht mit der Schließung des Glockenschweißwerkes Lachenmeyer nicht nur das Wissen über ein seltenes Hand-Werk verloren, sondern es gibt auch ein Kunst-Werk weniger in Deutschland. Am 5. Oktober wurde die reparierte DOMINICA den Mitgliedern, Förderern und Freunden des Vereins präsentiert und im Erntedankgottesdienst, einen Tag später, auch der versammelten Gemeinde und der Öffentlichkeit. Bis zur Fertigstellung des neuen Glockenstuhls ist dieses Kunstwerk des Erfurter Glockengießers aus dem 16. Jahrhundert, wiedergeboren durch den Nördlinger Glockenschweißer aus dem 21. Jahrhundert, im Magdeburger Dom zu bestaunen. Das sollte einen Extrabesuch wert sein!

Johannes Sattler, Domglocken Magdeburg e.V.

Dombesuch von Bischof Mengele

Der emeritierte Bischof der Evangelisch Lutherischen Kirche Tansanias (Südliche Diözese), Herr Isaya Mengele, weilt aus Anlass der Verabschiedung von Frau Ilse Junkermann aus dem Amt der Landesbischöfin der Evangelischen Kirche Mitteldeutschlands, die am 06.07.2019 im Dom zu Magdeburg stattfindet, in der Landeshauptstadt. Im Vorfeld dieses Gottesdienstes besuchte er am 29. Juni den Magdeburger Dom. Dort machte ihn Johannes Sattler, Vorstandsmitglied des „Fördervereins Domglocken Magdeburg e.V.“, im Rahmen einer improvisierten Domführung mit dem Projekt des Vereins vertraut. Bischof Mengele zeigte sich sehr interessiert, da auch in seiner Heimatdiözese eine Gemeinde für ihre neu gebaute Kirche eine Glocke gießen lassen möchte. Die Begegnung wurde initiiert und moderiert von der Afrikanistin Friederike Sattler, die den Bischof seit fast 15 Jahren persönlich kennt und engen Kontakt nach Njombe, einer Gemeinde in seiner Diözese unterhält.

Im Anschluss an die Dombesichtigung besuchte Bischof Mengele auch das „Dommuseum Ottonianum“, wo Rainer Kuhn, Archäologe und stellv. Vorsitzender des Fördervereins des Dommuseums, ihn fachkundig durch die Ausstellung führte.

Die Dominica wird aus dem Turm gehoben und zur Reparatur nach Nördlingen transportiert

Am 05. Juni fand die bisher größte Domglockenaktion unseres Vereines statt.

Die seit vielen Jahren nicht mehr läutefähige reparaturbedürftige Sonntagsglocke DOMINICA unseres Domes wurde vom Nordturm genommen, um sie per Tieflader in die Glockenschweißwerkstatt Lachenmeyer in Nördlingen zu transportieren. Dort wird die wertvolle mittelalterliche 2,6 Tonnen schwere Glocke repariert, indem an die Glocke zwei neue Kronenhenkel geschweißt werden, die abgeschlagen worden waren, der ausgeschlagene Schlagring der Glocke wird aufgearbeitet und ein neues Hängeeisen für den Klöppel wird montiert.

Dies ist die letzte Arbeit der Firma Lachenmeyer an einer Großglocke, da sie ihren Betrieb mangels eines Nachfolgers leider einstellen muss. Im Oktober wird die DOMINICA in Magdeburg zurückerwartet. Sie wird dann vorerst im Nordseitenschiff des Domes ausgestellt. Dort wird die DOMINICA so für alle Besucher des Domes direkt erlebbar sein und animiert hoffentlich für weitere Spenden und Stiftungen, um die Generalsanierung unseres Domgeläutes voran zu bringen. Sie kann erst wieder selbst erklingen, wenn der Nordturm eine neue Glockenstuhlebene erhalten hat. Diese soll über den beiden historischen Domglocken, OSANNA (Susanne; 8,8 t) und APOSTOLICA (5 t) eingebaut werden. Zusammen mit einer neuen g°-Glocke (5,8 t) wird die DOMINICA dann einen klanglich optimalen Platz einnehmen, der ihrer Klangschönheit gerecht wird. Das war am bisherigen Läuteplatz nicht der Fall, weil dieser in einem dreiseitig geschlossen Raum (!) des Nordturmes lag, der sich auch noch eine Etage unter der eigentlichen Glockenkammer befindet.

Der Domglockenverein informierte während des Geschehens mit einem Extra-Info-Stand über das Projekt und warb neue Vereinsmitglieder. Groß war die Freude über das Interesse der Bevölkerung und das Medieninteresse. Hier finden Sie die Pressestimmen sowie die Filmaufnahmen zu dieser besonderen Aktion. Die Reparaturkosten von mehr als 20.000,- Euro hat unser Verein übernommen. Die Kulturstiftung des Landes Sachsen-Anhalt finanzierte die nötigen Bauarbeiten, um die DOMINICA aus dem Turm nehmen zu können (Fensteröffnung) und die Transportkosten in etwa demselben finanziellen Umfang. In der nachfolgenden Galerie finden Sie eine zusammenfassende Fotodokumentation.