Glockenreparatur und Glockenprüfung in Nördlingen

Magdeburger DOMINICA – letztes Kunstwerk der Firma Lachenmeyer

Drei Generationen Glockenschweißen in Nördlingen gehen zu Ende

Am 25.09.2019 waren drei Mitglieder des Vereinsvorstandes des Domglocken Magdeburg e.V., sowie der Dipl.-Ing. Carsten Sußmann (Dombauleitung) aus Magdeburg in Nördlingen, um bei der Prüfung einer Glocke im Glockenschweißwerk Lachenmeyer dabei zu sein. Diese Glocke, die mittelalterliche Sonntagsglocke des Magdeburger Domes, DOMINICA, schwieg wegen multipler Schäden schon seit mehr als zehn Jahren. Der Domglocken Magdeburg e.V., dessen großes Ziel ein wirkliches Kathedralgeläut von 12 Glocken für die älteste und bedeutendste gotische Kathedrale Deutschlands ist, hatte sich die Reparatur der DOMINICA für das Jahr 2020, des 500. Jahrestages der Fertigstellung des Domes (Baubeginn 1209) zum Ziel gesetzt. In diese Planungen platzte die Nachricht, dass die Fa. Lachenmeyer zum Ende des Jahres 2019 ihren Betrieb einstellen wird, da geeignete Mitarbeiter fehlten. Nun war „Gefahr im Verzuge“!

v.l.n.r. Ch. Schulz, Th. Lachenmeyer, C. Sußmann, M. Groß, M, Schwabe, J. Sattler

Das Glockenschweißwerk Lachenmeyer ist die einzige Firma in Deutschland, die Glocken schweißen kann. Die Suche nach einer Firma im Ausland drohte. Eine Forcierung der Spendensammlung des Vereins ermöglichte nun doch noch eine Schweißung vor der Schließung des Werkes. Und so ist die DOMINICA aus Magdeburg die letzte große Bronzeglocke (2.362 kg) unter tausenden in den vergangenen 90 Jahren, die von „Lachenmeyer“ geschweißt wurde. Am 5. Juni war sie aus dem Turm gehoben und nach Nördlingen gebracht worden. Hier wurden die in der Glockengießerei von Peter Glasbrenner (Schwäbisch Hall) gegossenen fehlenden Kronenhenkel angeschweißt, das Hängeeisen für den Klöppel erneuert und diverse Fehlstellen und Schäden ausgebessert. Beim Betreten der Werkhalle strahlte die DOMINICA die Exkursionsteilnehmer regelrecht an und die strahlten zurück, sah man ihr doch ihre 444 Jahre nicht an.

Die Abnahme durch den Glockensachverständigen der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, Herrn Christoph Schulz, war für alle Anwesenden ein Ereignis. Hier wurde verdeutlicht, dass eine Glocke ein multitonales Instrument ist, das sich nicht nur auf den „Schlagton“, der fachlich korrekt ,Nominal’ heißt, reduzieren läßt. Herr Schulz demonstrierte durch Resonanzversuche auch die Oktave, die Terz, die Quinte und die Prime. Die Zuschauer erfuhren, dass jeder Glockenhalbton nochmals in 16 Teile unterteilt wird und der Klang der Glocke davon abhängt, ob die Intervalle der einzelnen Glockentöne einen größeren oder kleineren Abstand zueinander haben.

Der Glockengießer und auch der Glockenschweißer haben mit ihrer Kunst daran einen großen Anteil. Somit geht mit der Schließung des Glockenschweißwerkes Lachenmeyer nicht nur das Wissen über ein seltenes Hand-Werk verloren, sondern es gibt auch ein Kunst-Werk weniger in Deutschland. Am 5. Oktober wurde die reparierte DOMINICA den Mitgliedern, Förderern und Freunden des Vereins präsentiert und im Erntedankgottesdienst, einen Tag später, auch der versammelten Gemeinde und der Öffentlichkeit. Bis zur Fertigstellung des neuen Glockenstuhls ist dieses Kunstwerk des Erfurter Glockengießers aus dem 16. Jahrhundert, wiedergeboren durch den Nördlinger Glockenschweißer aus dem 21. Jahrhundert, im Magdeburger Dom zu bestaunen. Das sollte einen Extrabesuch wert sein!

Johannes Sattler, Domglocken Magdeburg e.V.

Dombesuch von Bischof Mengele

Der emeritierte Bischof der Evangelisch Lutherischen Kirche Tansanias (Südliche Diözese), Herr Isaya Mengele, weilt aus Anlass der Verabschiedung von Frau Ilse Junkermann aus dem Amt der Landesbischöfin der Evangelischen Kirche Mitteldeutschlands, die am 06.07.2019 im Dom zu Magdeburg stattfindet, in der Landeshauptstadt. Im Vorfeld dieses Gottesdienstes besuchte er am 29. Juni den Magdeburger Dom. Dort machte ihn Johannes Sattler, Vorstandsmitglied des „Fördervereins Domglocken Magdeburg e.V.“, im Rahmen einer improvisierten Domführung mit dem Projekt des Vereins vertraut. Bischof Mengele zeigte sich sehr interessiert, da auch in seiner Heimatdiözese eine Gemeinde für ihre neu gebaute Kirche eine Glocke gießen lassen möchte. Die Begegnung wurde initiiert und moderiert von der Afrikanistin Friederike Sattler, die den Bischof seit fast 15 Jahren persönlich kennt und engen Kontakt nach Njombe, einer Gemeinde in seiner Diözese unterhält.

Im Anschluss an die Dombesichtigung besuchte Bischof Mengele auch das „Dommuseum Ottonianum“, wo Rainer Kuhn, Archäologe und stellv. Vorsitzender des Fördervereins des Dommuseums, ihn fachkundig durch die Ausstellung führte.

Die Dominica wird aus dem Turm gehoben und zur Reparatur nach Nördlingen transportiert

Am 05. Juni fand die bisher größte Domglockenaktion unseres Vereines statt.

Die seit vielen Jahren nicht mehr läutefähige reparaturbedürftige Sonntagsglocke DOMINICA unseres Domes wurde vom Nordturm genommen, um sie per Tieflader in die Glockenschweißwerkstatt Lachenmeyer in Nördlingen zu transportieren. Dort wird die wertvolle mittelalterliche 2,6 Tonnen schwere Glocke repariert, indem an die Glocke zwei neue Kronenhenkel geschweißt werden, die abgeschlagen worden waren, der ausgeschlagene Schlagring der Glocke wird aufgearbeitet und ein neues Hängeeisen für den Klöppel wird montiert.

Dies ist die letzte Arbeit der Firma Lachenmeyer an einer Großglocke, da sie ihren Betrieb mangels eines Nachfolgers leider einstellen muss. Im Oktober wird die DOMINICA in Magdeburg zurückerwartet. Sie wird dann vorerst im Nordseitenschiff des Domes ausgestellt. Dort wird die DOMINICA so für alle Besucher des Domes direkt erlebbar sein und animiert hoffentlich für weitere Spenden und Stiftungen, um die Generalsanierung unseres Domgeläutes voran zu bringen. Sie kann erst wieder selbst erklingen, wenn der Nordturm eine neue Glockenstuhlebene erhalten hat. Diese soll über den beiden historischen Domglocken, OSANNA (Susanne; 8,8 t) und APOSTOLICA (5 t) eingebaut werden. Zusammen mit einer neuen g°-Glocke (5,8 t) wird die DOMINICA dann einen klanglich optimalen Platz einnehmen, der ihrer Klangschönheit gerecht wird. Das war am bisherigen Läuteplatz nicht der Fall, weil dieser in einem dreiseitig geschlossen Raum (!) des Nordturmes lag, der sich auch noch eine Etage unter der eigentlichen Glockenkammer befindet.

Der Domglockenverein informierte während des Geschehens mit einem Extra-Info-Stand über das Projekt und warb neue Vereinsmitglieder. Groß war die Freude über das Interesse der Bevölkerung und das Medieninteresse. Hier finden Sie die Pressestimmen sowie die Filmaufnahmen zu dieser besonderen Aktion. Die Reparaturkosten von mehr als 20.000,- Euro hat unser Verein übernommen. Die Kulturstiftung des Landes Sachsen-Anhalt finanzierte die nötigen Bauarbeiten, um die DOMINICA aus dem Turm nehmen zu können (Fensteröffnung) und die Transportkosten in etwa demselben finanziellen Umfang. In der nachfolgenden Galerie finden Sie eine zusammenfassende Fotodokumentation.

Domglocken meets Puppentheater (A.-K. Wegener)

Seit Kurzem können sich die Besucher des Magdeburger Puppentheaters auch über den Förderverein Domglocken Magdeburg e.V. informieren. Der Intendant des Puppentheaters Michael Kempchen und der Vorstand des Fördervereins um seinen 1. Vorsitzenden Andreas Schumann vereinbarten eine Zusammenarbeit. In einem ersten Schritt wurde im Foyer des Puppentheaters ein Carillon als Spenden-Box für den Förderverein aufgestellt. Das Carillon seinerseits wurde von Bernd Frommhaben angefertigt und hat schon eine eigene Geschichte im Puppentheater. Am 24. November 1995 hatte das Stück „Ladislaus und Annabella“ von Simone Treder nach dem Kinderbuch von James Krüss Premiere. Regie führte damals Elke Schneider, die Puppenspieler waren Brigitte Tannenberger und Dieter Reyer. Nun also kommt das Carillon zu einer zweiten Karriere als Spenden-Box für die Magdeburger Domglocken und soll mit dazu beitragen, dass die Sonntagsglocke „Dominica“ des Magdeburger Doms bis zum Jahr 2020 repariert werden kann.

Abb.: v.l.n.r: R. Kuhn, M. Schwabe, A.-K. Wegener, J. Sattler, B, Frommhagen, M. Kempchen , M. Groß, A. Schumann

Ministerpräsident besucht Domglockenverein

Am 10. April konnte unser Vorsitzender, Andreas Schumann, die Kulturausschussmitglieder des Magdeburger Stadtrates begrüßen und vor allem auch den Ministerpräsidenten des Landes Sachsen-Anhalt Dr. Reiner Haseloff. Sie wollten sich über das Domglocken-Generalsanierungsprojekt genauer informieren lassen. Dazu gab der stellv. Vorsitzenden Martin H. Groß den im Sitzungsaal des Dompfarrhauses Versammelten eine Präsentation zum derzeitigen Sachstand der Vereinsarbeit. Der Ministerpräsident schien beeindruckt und sagte zu, dass er sich für die Förderung dieses Projektes von Seiten des Landes Sachsen-Anhalt einsetzen wird und unterstrich, dass Magdeburg und sein Dom als „Wiege der Nation“ angesehen werden könne und es auch darum ginge, dass für ganz Deutschland der Blick geöffnet wird, wo die Wurzeln deutscher Geschichte östlich des Limes liegen. Im Anschluss daran besichtigten die Kulturausschussmitglieder und der Ministerpräsident die stillgelegte Sonntagsglocke DOMINICA im Nordturm des Domes und die beiden noch vorhandenen wertvollen Barock- Großglocken OSANNA (Susanne) und APOSTOLICA, ebenfalls im Dom-Nordturm. Vom Büro „sußmann+sußmann – architekten+ingenieure“ erläuterte Carsten Sußmann, von der Kulturstiftung Sachsen-Anhalts (Domeigentümerin und Bauverantwortliche) mit der Dombauleitung beauftragt, die Details der als ersten Sanierungsschritt geplanten DOMINICA-Reparatur sowie die übrigen Details zum vorhandenen rudimentären Glockenbestand im Zusammenhang mit den Planungen zur überfälligen Ergänzung des Domgeläutes. Die „Volkstimme“ berichtete.

Ministerpräsident Reiner Haseloff mit Mitgliedern des Kulturausschusses der Landeshauptstadt und des Vorstandes des Domglocken-Vereins im Dom-Pfatthaus

Ministerpräsident Reiner Haseloff in der Glockenkammer der reparaturbedürftigen Sonntagsglocke DOMINICA (v.l.n.r.: Sicherheitsdienst; Rainer Kuhn, Frank Theile; Prof. Dr. Matthias Puhle; Reiner Haseloff, dahinter Martin H. Groß, Carsten Sußmann)

Ministerpräsident Reiner Haseloff in der Glockenkammer der reparaturbedürftigen Sonntagsglocke DOMINICA
(v.l.n.r.: Carsten Sußmann, Sicherheitsdeinst, Reiner Haseloff, Volkstimme-Reporter Martin Rieß)

Benefizball des Magdeburger Service-Clubs

Mit größter Freude nahm unser Vorsitzender Andreas Schumann und sein Stellvertreter Martin Groß auf dem jährlichen Benefizball des Magdeburger Service-Clubs eine besonders große Spende von 10.000€ entgegen. Auf dem Benefizball waren über 300 Mitglieder aus den bedeutenden Clubs „Soroptimist International“, „Lions Club Magdeburg“, Lions Club Kaiser Otto I.“, „Round Table 213 Magdeburg“, „Rotary Club Magdeburg“, „Rotary Club Otto von Guericke“, Inner Wheel“ anwesend, die zu dieser Gelegenheit unter dem Dach des Magdeburger Service-Clubs kooperieren. Mit großem Applaus wurde die Spendenübergabe an unseren Domglockenverein Magdeburg quittiert. Die Übergabe nahm Dr. Jens Wagner vor. Die Benefizium-Gruppe des Magdeburger Service-Clubs bildeten Ursula Joop (Soroptimist International Deutschland), Holger Kittner (Rotary Club MD), Gabriele Putz (Lions-Club „Kaiser Otto I.“), Kirsten Herdt (Inner Wheel), Andrea Milferstädt (SI D); Dr. Dirk Wagner (Rotary Club „Otto von Guericke“), Thomas Labe (AdCOM), Dr. Igor Weimann (Lions Club MD), Winfried Schubert.

Benefizium-Gruppe
v.l.n.r.: Ursula Joop (Soroptimist International Deutschland), Holger Kittner (Rotary Club MD), Gabriele Putz (Lions-Club „Kaiser Otto I.“), Kirsten Herdt (Inner Wheel), Andrea Milferstädt (SI D); obere Reihe: Dr. Dirk Wagner (Rotary Club „Otto von Guericke“), Thomas Labe (AdCOM), Dr. Igor Weimann (Lions Club MD), Winfried Schubert.

Scheckübergabe
v.:l.n.r. Martin Groß (stellv. Vorsitzender Domglocken Magdeburg e.V.), Dr. Dirk Wagner (Rotary-Club „Otto v. Guericke“) Andreas Schumann (stellv. Vorsitzender Domglocken Magdeburg e.V.)