Barbara Ackermann in „ihrem“ Dom

Wieder kam mit vereinten Kräften ein besonderes Ereignis mit unserer Hauptstifterin, Frau Barbara Ackermann aus Göttingen zustande. Frau Ackermann hatte sich so sehr gewünscht, in Ihrem 98-sten Lebensjahr (!) noch einmal in ihrer Geburtsstadt „ihren“ geliebten Magdeburger Dom besuchen zu können, in dem sie einst Domchorsängerin war. Ihr „Finanzminister“ und Freund Kay-Uwe Schütz und dessen Ehefrau Maria haben dieses nicht ganz unproblematische Unterfangen in die Hand genommen und die Fahrt mit einem für Rollstuhlfahrer geeigneten Kleinbus organisiert. In diesem Fahrzeug konnte Frau Ackermann von Göttingen nach Magdeburg gefahren werden. Dabei war in Corona-Zeiten fast keiner bereit, eine solche Fahrt zu wagen. Es fand sich aber, offensichtlich mit Gottes Hilfe, eine Firma, die dankenswerter Weise diese besondere Fahrt mit realisierte.
Pünktlich um 11:45 Uhr konnte Frau Ackermann von gleich drei Mitgliedern des Domglocken-Vereinsvorstandes – Johannes Sattler, Rainer Kuhn und Martin Groß – im Dom begrüßt werden. Der Schriftführer, Herr Sattler, überbrachte die herzlichsten Grüße des Vereinsvorsitzenden Andreas Schumann, der sehr bedauerte, an diesem Mittwoch nicht zugegen sein zu können. Der ‚Volksstimme‘-Redakteur, Herr Ivar Lüthe, machte für seinen Presseartikel ein Gruppenfoto vor der bereits restaurierten Sonntagsglocke DOMINICA im Nordseitenschiff des Domes. Dann nahm Frau Ackermann und alle anderen Anwesenden am täglich um 12.00 Uhr im Dom stattfindenden Mittagsgebet teil. Der Liturg, Herr Klose, hieß Frau Ackermann eigens als Vertreter der Domgemeinde willkommen. Ihr besonderes finanzielles Engagement für die zwei Orgelneubauten, das „Goldene Band“, die Nordturmstufen oder die Restaurierung des Lettners sei auch fester Bestandteil der Wahrnehmung in der Domgemeinde.
Der Verein lud danach zum Mittagessen in das in Domnähe gelegene Restaurant ‚Bralo-House‘ ein.

Nach einer guten Stunde Entspannung ging es wieder zurück in den Dom, um noch etwas Besonderes zu genießen. Domkantor und Domorganist Barry Jordan hatte es sich nicht nehmen lassen, für die Großstifterin – auch der beiden Orgelprojekte – eigens ein 20-minütiges Orgelkonzert auf der großen Hauptorgel zu spielen. Dafür hatte er eine der sechs großen Orgelsonaten Mendelsohn-Bartholdys ausgewählt, mit der er die besondere romantische Klangpracht der großen Domorgel so recht ins Licht rücken konnte. Frau Ackermann bestand nach dem Konzert darauf, dass der „Goldene Hahn“, eine Replik des Goldenen Hahns der alten Compenius-Orgel von 1615 aus seinem „Käfig“ im Prospekt der neuen Hauptorgel des Domes heraus kommen durfte. Auch ein Foto des Domorganisten mit Frau Ackermann wurde für die Historie aufgenommen.

Nun folgte auf Wunsch der Stifterin noch ein Dom-Rundgang, bei dem sie unbedingt den ‚Dornauszieher‘ unter der Spitze des Bischofsstabes Erzbischofs Friedrich von Wettin auf dessen Bronzegrabplatte sehen und fühlen wollte, wie auch noch „das  Jesuskind im Waschzuber“ in der Krippenszene an einer der Chorgestühl-Wangen.  Herr Groß deklamierte am Kaiser-Otto-Grab dessen Grabinschrift, die ein lateinisches Gedicht im leoninischen Hexameter in Form eines Distichons ist:

„TRES  LUCTUS CAUSAE, SUNT SUB MARMORE CLAUSAE + REX DECUS  ECCLESIAE, SUMMUS HONOR PATRIAE“
„Drei Gründe sind es, die unter diesem Marmor eingeschlossen sind – Der König, die Zierde der Kirche und die gesamte Ehre des Vaterlandes“

An dieses konnte sich Frau Ackermann noch gut erinnern, auch wenn es nicht mehr ganz im Gedächtnis war. Sie gab Herrn Groß den Auftrag, ihr diese Grabinschrift noch schriftlich zuzusenden. Nach einem überaus erfüllten Tag in „ihrem“ Magdeburger Dom kehrte Frau Ackermann wohlbehalten und pünktlich zum Abendbrot in ihre Göttinger Seniorenresidenz zurück.

Gottesdienstkollekte für die Domglocken

Im heutigen Abendmahlsgottesdienst (Landesbischof Kramer) war die Kollekte für die Sanierung des Domgeläutes bestimmt. In den Abkündigungen wurde der Gemeinde das Anliegen nochmals erläutert und in den Gesamtzusammenhang mit den anderen großen Sanierungsprojekten im Dom gestellt (hier der Wortlaut). Der Verein hatte seinen Stand bei der DOMINICA aufgebaut und die beiden Vereinsvorsitzenden warben eifrig für Spenden und neue Mitglieder. Drei neue Vereinsmitglieder konnten wir nach dieser Aktion begrüßen.

Andreas Schumann und Martin Groß erläutern interessierten Besuchern unser Projekt und werben um Spender und Vereinsmitglieder

Orgelpunkt mit OSANNA (Susanne)

Der letzte „Orgelpunkt“ des Jahres im Dom hatte das Thema ‚Glocken‘ im Programm. Deshalb war eine Patenschaft über die Veranstaltung durch unseren Verein nur folgerichtig. Es war ein Vereinsstand aufgebaut worden und im Vorfeld wurden ein Werbebrief  und unsere Vereinsflyer ausgelegt. Alle Plätze im Dom waren besetzt und das Publikum lauschte der Darbietung von Matthias Roth. Ein besonderes „Schmankerl“ gegen Ende des Programms war eine Orgelimprovisation in der die OSANNA klangvoll mitwirkte. Langanhaltender Applaus belohnte Künstler und Organisatoren und auch der Verein war wieder weiter in das Licht einer breiteren Öffentlichkeit gerückt worden.

20200920 Orgelpunkt im Dom zu Magdeburg

Blick Richtung Osten auf den gut gefüllten Dom

Vorstandsmitglied Martin Groß (Mitte, von hinten) gibt Erläuterungen zu unserem Verein, Auch Domprediger Uhle-Wettler war interessiert

Messarbeiten an den historischen Glocken

Am 15. und 16. Juli fanden die schon länger geplanten Messarbeiten an den Glocken im Nordturm und im Nordseitenschiff des Domes statt. Wegen der Corona-Krise war der Termin seit dem Frühjahr des Öfteren verschoben worden. Herr Sussmann von der Firma „sußmann & sußmann architekten und ingenieure“, die die Bauarbeiten am Dom koordiniert und betreut, hatte einen Termin mit Dr. Plitzner von der Kemptener Fa. „Pro Bell“ in der Glockenstube des Nordturmes vereinbart, um den Vereinsvorstand an diesen, für die Erweiterung des Domgeläutes wichtigen Arbeiten teilhaben zu lassen.

Herr Dr. Plitzer erläuterte die von der Firma ausgeführten Arbeiten. Die Messungen erfolgten an allen drei großen historischen Glocken, OSANNA, APOSTOLICA und DOMINICA. Anhand einer Messung an der ‚Susanne‘ wurde das Messverfahren mit Sensoren auf der Glockenschulter und dem Klöppelballen an der schwingenden Glocke vorgeführt. Mit dem Verfahren lassen sich die materiellen und musikalischen Schwingungszustände der jeweiligen Glocke genau ermitteln und insbesondere kann die Materialbelastung beim Läuten einer Glocke ermittelt werden, um evtl. Überbeanspruchungen grundsätzlich erkennen und ausschließen zu können.

Ermittelte Messergebnisse wurden vor Ort vorgestellt. Die bisherigen Messungen ergaben keine Hinweise auf schwingungstechnische Probleme an den Glocken. Es wurde darauf hingewiesen, dass die durchgeführten Messungen vor allem auch entscheidend seien, für die richtige glockenspezifische
Gestaltung der optimalen Klöppelformen. Darüber entspann sich eine längere Diskussion, die für den Vorstand allerdings im Gesamtprojekt nur eine nachgeordnete Rolle spielt.

Herr Dr. Plitzner wies darauf hin, dass ein industriell gefertigter Klöppel genauso gut sein könne, wie ein handgeschmiedeter Klöppel. Herr Melzer stellte vor diesem Hintergrund als Schatzmeister die berechtigte Frage, ob nicht durchaus ein industriell gefertigter Klöppel (der preisgünstiger sein soll) für das Projekt verwendet werden könne. Der Glockenbeauftragte, Herr Schulz, ist jedoch dezidiert dagegen, da für die im historischen Lehmguss-Verfahren gefertigten Glocken ein industriell gefertigter und möglicherweise auf der Drehbank kalibrierter Klöppel, keinesfalls passen würde.

Die detaillierten Ausarbeitungen zu den Messergebnissen werden dem Verein nach den Sommerferien zugestellt. Der Vororttermin in der Glockenstube des Nordturms war für alle Beteiligten beeindruckend und sehr informativ.

Foto des neu gewählten Vereinsvorstandes

Nach der Neuwahl von Isabel Tönniges in den Vorstand haben sich alle Vorstandsmitglieder  vor der DOMINICA zu einem neuen Vorstandsfoto versammelt.
Die Glocke war zur Messung durch die Fa. „Pro Bell“ an einem Traggerüst aufgehängt worden.
Wie zu sehen, erfolgte die Aufnahme  im „Corona-konformen“ Abstand untereinander.

von links nach rechts: Ankristin Wegener, Andreas Schumann, Marc Melzer, Martin Groß, Johannes Sattler, Rainer Kuhn, Isabel Tönniges

Corona! – es geht weiter; aber wie?

Liebe Glockenfreunde,
wie die ganze Republik hat das Corona-Virus auch unsere Vereinsarbeit, wenn nicht zum Erliegen gebracht, so doch gelähmt. Die Mitgliederversammlung am 12. März war bislang die letzte Veranstaltung unseres Vereins. Allerdings konnten sich im Anschluss an die Versammlung Vorstand, Gemeindekirchenrat, Domprediger und Glockensachverständiger noch treffen, um über die weitere Verfahrensweise bei der Namensfindung für die neuen Glocken zu beraten. Die geplante Zusammenkunft mit der Stadtsparkasse Magdeburg und der Sparkassenstiftung fiel dem Versammlungsverbot ebenso zum Opfer wie ein Sondierungstreffen mit der Volksbank Magdeburg. Auch das Spendenaufkommen ging signifikant zurück. Ein kleiner Lichtblick war, dass trotz weitgehend geschlossenen Doms die Spendenglocke weiterhin gut bestückt wurde.

Wie soll die Vereinsarbeit wieder in Schwung kommen?

Bei der erwähnten Zusammenkunft wegen der Glockennamensfindung wurden die beiden Domprediger beauftragt, aus den zahlreich von vielen Menschen eingereichten Namensvorschlägen eine Konzeption und letztendlich Namen und Vorschläge für die Glockenzier zu kondensieren. Und siehe da, auf der letzten Sitzung des Domglockenfachbeirates, die am 09. Juni wieder als „Präsensveranstaltung“ stattfinden konnte, stellte Domprediger Jörg Uhle-Wettler ein sehr originelles Namens- und Glockenzierkonzept vor. Dieses fand im Fachgremium großen Anklang.
Es soll nach der Beschlussfassung durch den Gemeindekirchenrat und einer weiteren redaktionellen Bearbeitung im erweiterten Kreis, im Rahmen der Domfestspiele im September gemeinsam mit der Ostdeutschen Sparkassenstiftung, der Stadtsparkasse und der Kulturstiftung Sachsen-Anhalt der Öffentlichkeit vorgestellt werden.

     Des Weiteren stehen die notwendigen Messungen an den vorhandenen Glocken und Berechnungen der neuen Glocken durch die Firma Pro Bell aus Kempten an. Die Kulturstiftung Sachsen-Anhalt als Eigentümerin des Domes wird einen Auftrag auslösen. Die Messungen sollen am 15. Und 16. Juli 2020 durchgeführt werden. Die Kosten für diese Messungen und Berechnungen übernimmt der Verein aus dem Spendenaufkommen für die Generalsanierung.

   Die reparierte DOMINICA steht seit fast 9 Monaten im Dom. Um sie wieder läuten zu können, muss in die Glockenkammer des Nordturms eine zweite Ebene eingezogen werden. Diese Bauarbeiten werden durch die Kulturstiftung Sachsen-Anhalt finanziert. Aber alles, was direkt mit den Glocken zu tun hat, muss der Verein aus Spenden und einzuwerbenden Fördergeldern finanzieren. Das sind neben der neuen
g0-Glocke, die Klöppel für DOMINICA und g0-Glocke, der Glockenstuhl und die Läuteanlagen.

Deshalb bittet der Verein weiterhin dringend um Spenden!

Auch sind all jene, die sich für den vor 500 Jahren fertig gestellten Magdeburger Dom und seine Glocken engagieren möchten, aufgerufen, Mitglied unseres Vereins zu werden. Das sollte nicht am Geld scheitern, denn der Vereinsbeitrag ist mit 1 €/Monat (12 € im Jahr) bewusst sehr niedrig angesetzt.
Helfen Sie mit, das selbst gesteckte Ziel von 200 Vereinsmitgliedern möglichst bald zu erreichen!
Zurzeit hat der Verein 138 Mitglieder.