Barbara Ackermann – großzügige Stifterin und Glockenpatin

Im Auftrag des Vorstandes unseres Domglockenvereins besuchte der stellv. Vereinsvorsitzende, Martin Groß, und drei weitere Mitreisende Frau Barbara Ackermann in Göttingen in ihrer Seniorenresidenz, um ihr einen großen Strauß mit 31 Roten Rosen sowie eine besonders gerahmte Stifterinnen-Urkunde mit der Fotokopie des Ölgemälde „Roter Dom“ des Magdeburger Malers Thomas Begrich zu überbringen. Frau Ackermann engagiert sich als gebürtige Magdeburgerin des Jahrgangs 1923(!) schon seit vielen Jahren finanziell für die diversen Belange des Magdeburger Domes. Beispielsweise stiftete sie für den Bau der neuen großen Hauptorgel und der neuen Orgel im Dom-Remter, für die Sanierung der Treppenstufen im Dom-Nordturm, um wieder Turmbesteigungen zu ermöglichen, für die Restaurierung der „Goldenen Bandes“ aus 60 Ornamentgittern vor den Heizungsöffnungen unter den Hochschifffenstern des Dom-Langhauses und für die Sanierung des Lettners. Zuletzt nun setzte sie sich auch noch mit drei weiteren Stiftungen in außerordentlicher Höhe intensiv für die Sanierung des Magdeburger Domgeläutes ein. Fällig war nun wahrlich ein ganz persönlicher Dank für ein so umfängliches Engagement!

Martin Groß überreicht die Stifterurkunde und einen Straß roter Rosen als Dank des Vereins an die Stifterin

Mit den drei letzen Stiftungen hätten gleich mehrere der geplanten 6 kleineren neu zu gießenden Glocken des Magdeburger Domgeläutes finanziert werden können, sie legte aber doch besonderen Wert darauf, dass sie als ehemaliges Mitglied des Magdeburger Domchores (1934 bis 1939 und in den Nachkriegsjahren 1945/46) einen wesentlichen Teil der Finanzierung einer speziellen „Domchor-Glocke“ mit dem Schlagton d1 („d“, wie „Domchor“) und einem Gewicht von 1720 kg übernimmt, die als Gemeinschaftswerk der ehemaligen und aktiven Domchor-Mitglieder und deren Familien finanziert werden soll (ca. 34.000 €). Die Magdeburger Delegation bestand neben Herrn Groß und seiner Frau Ulrike als aktive Domchormitglieder auch aus zwei weiteren ehemaligen Domchormitgliedern, Frau Dr. Helga Hess und Ludwig Bremsteller, die in jahrelanger freundschaftliche Verbundenheit zu Frau Ackermann mit im Reigen der allein vier Domchor-mitglieder das „Domchor-Glocken-Projekt“ quasi personell verstärkten. Zur Erinnerung an die Heimat erhielt Frau Ackermann auch noch einen Bildband mit vergleichenden Fotografien Magdeburgs, die an jeweils identischen Standorten in der Vorkriegszeit und im heutigen Magdeburg aufgenommen wurden.

Vor Ort hatten Herr Kay-Uwe Schütz und seine Frau Maria als freundschaftliche Betreuer von Frau Ackermann ein gemeinsames Kaffee-Trinken organisiert, bei dem Gelegenheit war, auch für ihre Mitarbeit bei der Abwicklung der Stiftungsangelegenheiten zu danken.

v.l.n.r.: Ulrike Groß, Martin Groß, Barbara Ackermann, Helga Hess, Ludwig Bremsteller

Gottesdienstkollekte für das Glockenprojekt

Im heutigen Gottesdienst, dem ersten Gemeindegottesdienst des neuen Landesbischofs Friedrich Kramer im Magdeburger Dom, war die Reihenkollekte für das Domglockenprojekt bestimmt. Deshalb hatte der Verein vor, eine akustische Simulation des Gesamtgeläutes zu präsentieren. Leider versagte uns die Audio-Anlage des Domes den Dienst, so dass daraus nichts wurde. Bischof Kramer kommentierte das mit den Worten: „Der Teufel muss dieses Projekt sehr fürchten, deshalb lässt er nichts unversucht, es zu stören!“
Es wurden aber Postkarten der ‚Dominica‘ und Handzettel, die die Glockenzier beschreiben „unter das Volk gebracht“.

Industrieclub besucht Domglocken

Der Herbst 2019 verlief für den noch jungen Förderverein Magdeburger Domglocken e. V., seinen Vorsitzenden Andreas Schumann MdL und den gesamten Vorstand ebenso bewegt wie erfolgreich. Bereits am 30. September kehrte die reparierte DOMINICA, die Sonntagsglocke, von der Firma Lachenmeyer im schwäbischen Nördlingen zurück an die Elbe. Sowohl der finanzielle, als auch der zeitliche Rahmen wurden erfreulicherweise eingehalten und die DOMINICA konnte wenige Tage später der Domgemeinde zu deren großer Freude präsentiert werden. Damit hat der Förderverein den ersten und kleinsten von drei Projektschritten bereits rund eineinhalb Jahre nach seiner Gründung erfolgreich absolviert. Nun stehen die Ergänzung des Geläutes im Nordturm sowie die Errichtung eines Glockenstuhls einschließlich der Anschaffung der Glocken im Südturm als herausfordernde Aufgaben bevor.
Hierzu benötigt es starke Partner und bürgerschaftliches Engagement. Vor diesem Hintergrund war es besonders ermutigend, dass am 15. Oktober der gesellschaftlich sehr engagierte Industrieklub Magdeburg e. V. seine Versammlung mit rund 60 Mitgliedern beim Förderverein abhielt. Zunächst ging es unter der kundigen Führung von Turmführer Alexander Chartschenko in den Glockenstuhl des Nordturms. Anschließend konnte die zurückgekehrte DOMINICA im nördlichen Seitenschiff besichtigt werden. Dort steht sie bis auf weiteres, um für die Anliegen des Fördervereins zu werben.
Danach ging es ins benachbarte Magdeburger Dommuseum, wo man sich unter der Leitung von Rainer Kuhn über die ottonischen Fundstücke und ihre vielschichtige europäische Einordnung informierte. Abschließend gab es beim Imbiss im Café Editha noch die Gelegenheit, sich zu stärken und die zahlreichen Eindrücke aus den beiden Führungen auszutauschen. Es war eine rundum gelungene Veranstaltung, zu der auch die Vorstandmitglieder Ankristin Wegener, Monika Schwabe, Martin Groß, Marc Melzer und Johannes Sattler in Vorbereitung und Ausführung maßgeblich beitrugen.

Rainer Kuhn
Vorstandsmitglied
Domglocken Magdeburg e.V.

Rainer Kuhn erläutert im Magdeburger Dommuseum in einer der Kammern, in denen besondere Lichtverhältnisse herrschen, die Funde aus dem Grab von Königin Editha.

Die Mitglieder des Industrieklubs Magdeburg sind fasziniert von den Funden aus dem Grab des Erzbischofs Wichmann, welches 2009/2010 bei den großen Forschungsgrabungen im Dom entdeckt und dokumentiert wurde.

Das gemauerte Grab aus dem 10. Jahrhundert, gefunden 2001 im Bereich der früheren Nordkirche am Domplatz, zieht die Mitglieder des Industrieklubs Magdeburg in seinem Bann.

Öffentliche Präsentation der reparierten DOMINICA

Der 5. Oktober hielt ein ganz besonderes Ereignis für unseren Verein bereit. An diesem Tag konnten wir die reparierte DOMINICA einem breiten Publikum im Dom präsentieren und damit den ersten Schritt der Domgeläutesanierung erfolgreich abschließen. Der Vorstand hatte Einladungen an alle Vereinsmitglieder und einige Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens in Magdeburg verschicken lassen und ein Programmheft gestaltet, das jeder Besucher erhielt. Die Magdeburger Dombläser gaben den musikalischen Rahmen, der mit Ansprachen und Grußworten gefüllt wurde.

Es wurden die letzten Verse aus Schillers „Das Lied von der Glocke“ vom Vereinsmitglied, Herrn Klose vorgetragen.

Der Vorsitzende des Gemeinde-Kirchenrates, Stephen Gerhard Stehli, und Martin Groß als Vertreter des Vereinsvorstandes enthüllten die Glocke, die nun in ihrer ganzen bronzenen Pracht zu sehen war.

Aber das Publikum sollte sie auch zu hören bekommen. Bei dem Choral „Nun bitten wir den Heiligen Geist“ gab die DOMINICA den Takt an. Dann führte uns Christoph Schulz, der Glockensachverständige der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland die klanglichen Eigenschaften unserer Sonntagsglocke „vor Ohren“, in dem er die bereits in Nördlingen in der Glockenschweißwerkstadt Lachenmayer erfolgte Glockenprüfung noch einmal simulierte. Auch der über zwei Minuten währende Nachhall der Glocke wurde demonstriert.

Nach den Worten „…Friede sei ihr erst Geläute“ aus Schillers Gedicht und dem Musikalischen Ausklang durch die Dombläser konnte das Publikum die Glocke aus der Nähe betrachten oder auch einem Vortrag über „Die Glockenzier der DOMINICA“ lauschen, den Vorstandsmitglied Martin Groß hielt. Dazu konnte man Sekt und Knabberei genießen und diesen schönen Tag ausklingen lassen.

Foto: Ivar Lüthe (Volksstimme Magdeburg)

Foto: Martin Groß

Foto: Ivar Lüthe (Volksstimme Magdeburg)

Foto: Ivar Lüthe (Volksstimme Magdeburg)

Die Rückkehr der DOMINICA

Am 30. September war es endlich soweit; die DOMINICA, die vor vier Monaten in einer spektakulären Aktion aus dem Nordturm gehoben worden war, kehrte nach erfolgreicher Reparatur (siehe Bericht vom 25.09.2019) in ihre „Heimat“ zurück. Der Transport kam pünktlich gegen Mittag vor dem Nordportal an, wo der Kran schon bereit stand. Bei sehr starkem Wind war das Abladen nicht ganz einfach, aber die Fachleute der Firma „Glockentechnik Schmidt“ aus Berlin und der Kranführer von „Brandt und Wangler“ aus Magdeburg meisterten die widrigen äußeren Gegebenheiten. Nicht einmal fünf Minuten dauerte es, bis die DOMINICA sicher auf dem mit Panzerrollen versehenen Dreibock aufsetzte. Jetzt ergriffen drei kräftige Männer die Deichselstangen und rollten die Glocke durch das Nordportal zu Ihrem Präsentationsplatz im Nordseitenschiff unseres Domes. Sogar einige Dombesucher legten mit Hand an. An dem Ort angekommen, wo sie solange zu sehen sein wird, bis der neue Glockenstuhl im Nordturm für den ersten Neuguss einer Domglocke und für die reparierte DOMINICA fertiggestellt ist. Jetzt wurde die Verhüllung aus weißem Tuch, die ein Vereinsmitglied genäht hatte, über die Glocke gezogen, damit sie bis zur feierlichen Präsentation den Augen der Öffentlichkeit noch entzogen war.

Glockenreparatur und Glockenprüfung in Nördlingen

Magdeburger DOMINICA – letztes Kunstwerk der Firma Lachenmeyer

Drei Generationen Glockenschweißen in Nördlingen gehen zu Ende

Am 25.09.2019 waren drei Mitglieder des Vereinsvorstandes des Domglocken Magdeburg e.V., sowie der Dipl.-Ing. Carsten Sußmann (Dombauleitung) aus Magdeburg in Nördlingen, um bei der Prüfung einer Glocke im Glockenschweißwerk Lachenmeyer dabei zu sein. Diese Glocke, die mittelalterliche Sonntagsglocke des Magdeburger Domes, DOMINICA, schwieg wegen multipler Schäden schon seit mehr als zehn Jahren. Der Domglocken Magdeburg e.V., dessen großes Ziel ein wirkliches Kathedralgeläut von 12 Glocken für die älteste und bedeutendste gotische Kathedrale Deutschlands ist, hatte sich die Reparatur der DOMINICA für das Jahr 2020, des 500. Jahrestages der Fertigstellung des Domes (Baubeginn 1209) zum Ziel gesetzt. In diese Planungen platzte die Nachricht, dass die Fa. Lachenmeyer zum Ende des Jahres 2019 ihren Betrieb einstellen wird, da geeignete Mitarbeiter fehlten. Nun war „Gefahr im Verzuge“!

v.l.n.r. Ch. Schulz, Th. Lachenmeyer, C. Sußmann, M. Groß, M, Schwabe, J. Sattler

Das Glockenschweißwerk Lachenmeyer ist die einzige Firma in Deutschland, die Glocken schweißen kann. Die Suche nach einer Firma im Ausland drohte. Eine Forcierung der Spendensammlung des Vereins ermöglichte nun doch noch eine Schweißung vor der Schließung des Werkes. Und so ist die DOMINICA aus Magdeburg die letzte große Bronzeglocke (2.362 kg) unter tausenden in den vergangenen 90 Jahren, die von „Lachenmeyer“ geschweißt wurde. Am 5. Juni war sie aus dem Turm gehoben und nach Nördlingen gebracht worden. Hier wurden die in der Glockengießerei von Peter Glasbrenner (Schwäbisch Hall) gegossenen fehlenden Kronenhenkel angeschweißt, das Hängeeisen für den Klöppel erneuert und diverse Fehlstellen und Schäden ausgebessert. Beim Betreten der Werkhalle strahlte die DOMINICA die Exkursionsteilnehmer regelrecht an und die strahlten zurück, sah man ihr doch ihre 444 Jahre nicht an.

Die Abnahme durch den Glockensachverständigen der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, Herrn Christoph Schulz, war für alle Anwesenden ein Ereignis. Hier wurde verdeutlicht, dass eine Glocke ein multitonales Instrument ist, das sich nicht nur auf den „Schlagton“, der fachlich korrekt ,Nominal’ heißt, reduzieren läßt. Herr Schulz demonstrierte durch Resonanzversuche auch die Oktave, die Terz, die Quinte und die Prime. Die Zuschauer erfuhren, dass jeder Glockenhalbton nochmals in 16 Teile unterteilt wird und der Klang der Glocke davon abhängt, ob die Intervalle der einzelnen Glockentöne einen größeren oder kleineren Abstand zueinander haben.

Der Glockengießer und auch der Glockenschweißer haben mit ihrer Kunst daran einen großen Anteil. Somit geht mit der Schließung des Glockenschweißwerkes Lachenmeyer nicht nur das Wissen über ein seltenes Hand-Werk verloren, sondern es gibt auch ein Kunst-Werk weniger in Deutschland. Am 5. Oktober wurde die reparierte DOMINICA den Mitgliedern, Förderern und Freunden des Vereins präsentiert und im Erntedankgottesdienst, einen Tag später, auch der versammelten Gemeinde und der Öffentlichkeit. Bis zur Fertigstellung des neuen Glockenstuhls ist dieses Kunstwerk des Erfurter Glockengießers aus dem 16. Jahrhundert, wiedergeboren durch den Nördlinger Glockenschweißer aus dem 21. Jahrhundert, im Magdeburger Dom zu bestaunen. Das sollte einen Extrabesuch wert sein!

Johannes Sattler, Domglocken Magdeburg e.V.