Darauf hat der Domglockenverein fast fünf Jahre hingearbeitet, den ersten Neuguss einer großen Glocke für den Magdeburger Dom seit 320 Jahren öffentlich präsentieren zu können. Und viele sind zu diesem begeisternden „Event“ gekommen: Der Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, Dr. Reiner Haseloff, die Oberbürgermeisterin der Landeshauptstadt, Frau Simone Borris, der Landesbischof und 1. Domprediger, Friedrich Kramer und Frau Patricia Werner, Geschäftsführerin der Ostdeutschen Sparkassenstiftung, die gemeinsam mit der Sparkasse Magdeburg, die durch Norbert Dierkes vertreten ist, den Guss dieser Glocke umfassend gefördert hat. Kulturstiftung und Kulturausschuss des Deutschen Bundestages sind ebenso vertreten wie die Glockengießerei Bachert mit ihrem Chef Nicolai Wieland mit Frau Tatjana und der Künstler Gert Weber mit Frau Edda, der die Glockenzier geschaffen hat.Auch viele Glockenpaten, Stifter und Spender sind anwesend und etliche Vereinsmitglieder haben sich zu den ca. 500 Besuchern gesellt. Der Domglockenverein hat ein Festprogramm gestaltet, nach dem die Veranstaltung nun ihren Lauf nimmt. Mit einer festlichen Suite für Bläser, Pauken und Orgel von Traugott Fünfgeld eröffnen die Magdeburger Dombläser von der Orgelempore aus das Fest. Nach der Begrüßung der Gäste durch den Vereinsvorsitzenden Andreas Schumann, tritt der Ministerpräsident ans Rednerpult. Er betont in seiner Ansprache die (auch finanzielle) Verantwortung des Landes für den Ausbau der Türme, damit die Glocken nicht im Kirchenschiff „verstauben“, sondern ihr Klang weithin zu hören sein soll. Auch die Oberbürgermeisterin, der Landesbischof und die Ostdeutsche Sparkassenstiftung bekennen sich in ihren Grußworten zum Domglockenprojekt.

Dann kommt der entscheidende Moment. Vier Vorstandsmitglieder des Domglocken Magdeburg e.V. entfernen das weiße „Engelskleid“, das die AMEMUS noch umhüllt – frei nach Schiiler: „Freude hat mir Gott gegeben! Sehet! wie ein gold‘ner Stern, aus der Hülle, blank und eben schält sich der metall‘ne Kern.!“ Die Glocke ist nun für alle in ihrer ganzen Pracht sichtbar. Ein überwältigender Anblick, der einen wahren „Fotosturm“ auslöst. Und dann gibt es wieder etwas Musikalisches zu hören: Der bekannte Saxophonist Warnfried Altmann nimmt mit seinem Instrument den erstmals der Glocke mittels Klöppelschlag entlockten g0- Klang auf und führt mit einer Improvisation hin zum Choral „Ein feste Burg ist unser Gott“. Den nehmen die Dombläser nun wiederum auf und die AMEMUS wirkt mit ihrem kräftigen g0– Klang mit. Nach einem geistlichen Wort über Korinther 13 (das „Hohe Lied der Liebe“!) von Domprediger Jörg Uhle-Wettler dankt der Gemeindekirchenratsvorsitzende Stephen Gerhard Stehli allen Beteiligten, insbesondere dem Verein, für das gezeigte Engagement, als dessen Ergebnis hier nun die erste neue große Glocke des Magdeburger Doms steht. Den Reigen der Grußworte beschließt Glockengießermeister Nicolai Wieland, dem man den Stolz auf sein Werk anmerkt.

Nach einer völlig freien Saxophon-Schlussimprovisation, bei deren Klängen Warnfried Altmann erneut mehrmals das g0 der AMEMUS- anschlagen lässt, endet das Programm mit dem beeindruckende mehr als 30 Sekunden lang bis zur Unhörbarkeit im Raum schwebenden Ton der AMEMUS. In der andächtigen Stille kommt wiederum Schillers „Lied von der Glocke“ in den Sinn: „Und wie der Klang im Ohr vergehet, der mächtig tönend ihr entschallt, so lehre sie, dass nichts bestehet, dass alles Irdische verhallt“. So möge das Projekt durchaus auch in der nötigen Demut voranschreiten.
Nachdem sich die Spannung löste, wurden alle Besucher eingeladen, sich bei Getränken und „Häppchen“ über das Erlebte auszutauschen und von den Vorstandsmitgliedern Einzelheiten zum Projekt zu erfahren. Auch gibt es die Möglichkeit, gleich vor Ort dem Verein beizutreten, um so ganz persönlich Teil eines der größten und ambitioniertesten Glockensanierungsprojekte in Europa zu werden. Davon machten sogleich schon einige Besucher Gebrauch. Mögen es noch mehr werden! Über dieses Ereignis berichteten der MDR, Radio SAW und die „Volksstimme“