Am 2. September war es endlich soweit: In der Glockengießerei Bachert in Neunkirchen/Baden-Württemberg wurde nun die AMEMUS, die erste von 8 neuen Glocken des 12-stimmigen Domgeläutes gegossen. Sie ist mit 6 Tonnen die drittgrößte des neuen Geläutes. Bis zum eigentlichen Guss waren viele Vorarbeiten notwendig. Zuerst wurde Anfang Mai mit dem Aufmauern des Glockenkerns begonnen. Dieser musste vollständig durchgetrocknet sein, um darauf die „Falsche Glocke“, die die Form der zukünftigen Glocke abbildet, zu formen. Im Gegensatz zum Ziegel-Lehm-Kern besteht sie aus einem Sand-Zement-Gemisch.

Jetzt fehlte aber noch die Zier. Diese wurde am 30. Juni durch den Künstler Gert Weber und seine Ehefrau eigenhädig aufgebracht. Die dazu notwendigen Wachselemente wurden vor Ort in die vorbereitzeten Gipsformen gegossen und mit Kolophonium auf die „Falsche Glocke“ geklebt. Diese Wachselemente bilden sich als Negative im Glockenmantel ab, der im nächsten Arbeitsschritt darüber aufgetragen wurde. Mit feinem Lehm begonnen wurde er in mehreren Schichten mit immer gröberen Material bis zur Dicke von 40 cm aufgetragen.

Die Trocknung dauerte bis zum 25. August. Dabei wurde die Wachszier ausgeschmolzen. Dann wurde der Mantel per Kran vorsichtig abgehoben, die „Falsche Glocke“ zerschlagen und der Mandel wieder auf den Kern aufgesetzt. An Stelle der „Falschen Glocke“ ist jetzt ein Hohlraum, der, mit flüssiger Bronze gefüllt, die Glocke bildet.

Die gesamte Form steht in einer 4,5 m tiefen Gießgrube, die vor dem Guss vollständig mit gestampfter Erde aufgefüllt wurde. Der Gusskanal wurde gemauert und so präsentierte sich das Ganze dem staunenden Publikum. Das waren 30 interessierte Glockenpaten, Stifter und Gemeindeglieder. Auch Landesbischof Friedrich Kramer fand Zeit, diesem historischen Moment beizuwohnen.
Der eigentliche Gießvorgang dauerte nur 13 Minuten.