Am 23.02.2022 hatten Martin Groß und Johannes Sattler vom Vorstand des Domglocken Magdeburg e.V. die Gelegenheit, den Künstler Gert Weber in seinem Atelier in Ohrdruf/Thüringen zu besuchen. Dabei erhielten wir interessante Einblicke in die Arbeitsweise des Künstlers, konnten Stand und Fortgang der Arbeiten an der Glockenzier der AMEMUS vor Ort in Augenschein nehmen und über den weiteren Fortgang der Arbeiten sprechen.
Die Entstehung der Zier für eine Glocke umfasst mindestens fünf Arbeitsschritte:
• Zuerst wird eine (Kohle)-Zeichnung der Glockenzier im Maßstab 1:1 angefertigt
• Auf dieser Zeichnung wird, eventuell in mehreren Teilen, das Positiv-Modell aus Ton geformt
• Wenn dieses bis in die letzten Einzelheiten ausgearbeitet und fest ist, wird es eingekastet und mit Gips ausgegossen
• Nach dem Aushärten des Gipses werden die Reste des Tons entfernt und das Negativ-Modell fertig bearbeitet
• Das Positiv-Modell aus Wachs, das dann die „Falsche Glocke“ ziert, entsteht, indem das In Wasser getränkte Gips-Modell mit einer Schicht heißen Wachses überzogen wird. Abgekühlt (ausgehärtet) kann das Wachs vorsichtig von der Form gelöst und auf der „Falschen Glocke“ platziert werden.
Gert Weber mit dem Gips-Modell des Ottonischen Domes für die Rückseite der Glocke (revers)
Gert Weber hat schon die Gips-Modelle des Zierfrieses für den Glockenwolm sowie des Ottonischen Domes für die Rückseite fertiggestellt. Auch ein Teil des Wachsmodells des Zierfrieses war probehalber zu sehen. Ebenso war das Gips-Modell der Hände für die Vorderseite, die eine hockende Figur schützend umfassen, fertig. An dem Ton-Modell für die weitere Zier der Vorderseite arbeitet der Künstler zurzeit.
Da die Glockengießerei Bachert im April 2022 mit der Aufmauerung der Form der AMEMUS beginnen möchte, war unsere Frage an den Künstler, ob das denn in seine zeitliche Planung passen würde. Nach seinen Worten ist er im ständigen Austausch mit der Gießerei und dabei besonders mit der firmeneigenen Künstlerin, Frau Weiß. Die Zielsetzung, etwa Ende April bis Mitte Mai die falsche Glocke zu verzieren, hält er für realistisch.
Sehr interessant war auch, eine Zeichnung der 14-Tonnen-Glocke CREDAMUS in Original-Größe ansehen zu können. Auch von einigen anderen Glocken liegen die 1:1-Zeichnungen vor.
Auf die im Domglockenfachbeirat diskutierte Frage, wo in seiner Zier denn Platz für das Gießerei-Siegel der Firma Bachert sei, nahm er gern die Anregung von Johannes Sattler auf, dieses (runde) Siegel in einer „Null“ der Jahreszahl zu platzieren.
Martin Groß neben der Zeichnung der CREDAMUS in Originalgröße
Auf unsere Frage, wie es denn um die Zier der sechs kleineren Glocken bestellt sei, die möglicherweise auch noch zum Ende dieses Jahres gegossen werden, antwortete Gert Weber, dass er kontinuierlich arbeiten würde und auch diese Wachselemente bis zum Guss im 4. Quartal realisieren könnte.
Insgesamt kann eingeschätzt werden, dass mit Gert Weber ein sehr engagierter Künstler an der Zier des Neuen Magdeburger Domgeläutes arbeitet, der aus einem tiefen christlichen Glauben heraus an das Projekt herangeht.